CO2 Zertifikate
Vor einiger Zeit haben große Portale einen Artikel veröffentlicht, der einen Wechsel zu einem Ökostromanbieter bzw. den Wechsel auf Ökostrom als wirkungslos betrachtete. Durch solch einen Wechsel hätte die Umwelt keinen Nutzen. So wurde es zumindest durch diese Berichte dargestellt. Die Artikel zielten auf die sogenannten CO2 Zertifikate ab. Leider wurden die Verschmutzungszertifikate aber isoliert betrachtet und nicht im entsprechenden Zusammenhang dargestellt.
CO2 Zertifikate: Grundlagen
Was sind eigentlich CO2 Zertifikate? Diese Verschmutzungszertifikate werden von Kraftwerken und Industriebetrieben benötigt, die Kohlendioxid (CO2) freisetzen. Für jede freigesetzte Tonne Kohlendioxid muss ein entsprechendes CO2 Verschmutzungszertifikat vorhanden sein. Wenn dies nicht der Fall ist, fallen Strafen an. Kohlendioxid ist als Treibhausgas bekannt und besteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Mit diesen CO2 Verschmutzungszertifikaten wird der CO2 Ausstoß mit einer finanziellen Kennzahl versehen. Die Idee der Verschmutzungszertifikate gibt es bereits seit mehreren Jahrzehnten. Der zunehmende CO2 Anteil in der Luft ist natürlich ein weltweites Problem. Trotzdem gibt es kein weltweit einheitliches System von CO2 Verschmutzungszertifikaten. In einigen Ländern und Regionen gibt es dieses System überhaupt nicht. Zum Teil gibt es Lösungen, die nur in einzelnen Ländern oder nur in einzelnen Regionen dieser Länder verwendet werden, z.B. in New South Wales / Australien. In Europa gibt es mit dem EU-Emissionsrechtehandel eine länderübergreifende Lösung.
Die Grundidee aller diese Systeme ist aber ähnlich. Zunächst wird eine Obergrenze der Emissionen, z.B. der CO2 Emissionen, festgelegt. Hierfür muss man natürlich die aktuellen CO2 Emissionen in dem jeweiligen Gebiet (national bzw. auch weltweit) kennen. Wenn anhand dieser Größenordnung die Anzahl der notwendigen CO2 Zertifikate bestimmt wurde, werden diese an die CO2 Verursacher, z.B. Kraftwerke und Industrieanlagen, vergeben. Die Vergabe der Zertifikate kann unterschiedlich erfolgen. Eine Möglichkeit ist die Zuteilung durch die Politik an die einzelnen CO2 Verursacher. Die andere Möglichkeit ist die Versteigerung der Zertifikate.
CO2 Zertifikate in der EU
In der EU wurde zur Einführung der CO2 Zertifikate eine Mischform dieser beiden Möglichkeiten gewählt. So wurden 95 % der Zertifikate kostenlos vergeben und nur 5 % konnten versteigert werden. Da aber mehr als genug Zertifikate vorhanden waren, kam es zu einer weitgehend kostenlosen Vergabe durch die Mitgliedsstaaten. Hier ist auch schon bei der Einführung die Bedeutung der verfügbaren Menge an Zertifikaten erkennbar. Da genug Zertifikate vorhanden waren, kam kein Nachfragedruck auf und deshalb wurden die Zertifikate auch nahezu vollständig verschenkt. Auf diese Weise konnten sich die betroffenen Unternehmen aber an dies neue Instrument "gewöhnen". In den Folgejahren kam es dann zu einer geringfügigen Reduktion der verfügbaren Zertifikate, die sich auch auf etwas die Preisbildung auswirkte.
Ab dem Jahr 2013 wird es wesentliche Veränderungen bei den CO2 Zertifikaten geben. Dann wird es eine Gesamtmenge an Zertifikaten geben, die der Menge von nur noch 1,97 Mrd. t CO2 entspricht. In den kommenden Jahren wird diese Menge dann pro Jahr um 1,74 % gesenkt. Auf diese Weise soll die CO2 Menge um ca. 20 % gegenüber dem Vergleichsjahr 2005 gesenkt werden.
CO2 Zertifikate und Ökostrom
Doch zurück zu den eingangs genannten Berichten, die auf diese Verschmutzungszertifikate abzielten. Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter ist und bleibt natürlich sinnvoll. Atomkraftwerke benötigen keine CO2 Verschmutzungszertifikate. Der schrittweise Atomausstieg hat also direkt keine Auswirkungen auf die Nachfrage nach CO2 Zertifikaten. Indirekt führt der Atomausstieg laut einigen Studien sogar zu einer verstärkten Nachfrage nach CO2 Zertifikaten, da die Atomenergie durch Erneuerbare Energien und auch durch flexible Kraftwerke, z.B. Gaskraftwerke, ersetzt wird. Diese Gaskraftwerke können Schwankungen bei der Einspeisung von Ökostrom ausgleichen. Diese Gaskraftwerke erzeugen natürlich CO2 und benötigen deshalb auch die entsprechenden CO2 Verschmutzungszertifikate. Durch diese größere Nachfrage nach den Zertifikaten kommt es vermutlich sogar zu Preissteigerungen. Durch diese Preissteigerungen denken dann vielleicht auch Industriebetriebe, die CO2 Zertifikate benötigen, über mögliche Reduzierungen bei der CO2 Emission nach.
Der Wechsel zu einem Ökostromanbieter ist also auch vor diesem Hintergrund sinnvoll. Vor einem Wechsel zu einem Ökostromanbieter sollte natürlich mit einem Stromrechner ein Ökostrom Preisvergleich vollzogen werden.